»Virginia Woolf« von Susanne Kuhlendahl

Titel: Virginia Woolf
Autorin: Susanne Kuhlendahl
Zeichnungen: Susanne Kuhlendahl
Verlag: Knesebeck
ISBN: 978-3-95728-488-4
Seiten: 120 Seiten (durchgehend farbig illustriert)

Werbung I Rezensionsexemplar

Die britische Schriftstellerin Virginia Woolf (*25.01.1882, †28.03.1941) war nicht nur zu Lebzeiten eine bedeutende Persönlichkeit und Vorreiterin auf den Gebieten Feminismus, Geschlechteridentität und Emanzipation, sondern sie ist es immer noch. Ihre Werke wie »Mrs Dalloway«, »Ein Zimmer für sich alleine« und »Orlando« sind immer noch gefragt und werden höchstwahrscheinlich nie an Bedeutung verlieren. Doch wie viel weiß man eigentlich über Virginia selbst? Wie ist sie aufgewachsen? Welchen Einfluss hatte ihr Leben auf ihre Werke? Und wie war ihr Leben überhaupt? Auf diese und viele andere Fragen geht die Illustratorin Susanne Kuhlendahl (»Die Geigerin«, »Der Tod in Venedig«) in ihrer Comic-Biografie »Virginia Woolf« ein.

Die Comic-Biografie ist chronologisch aufgebaut und geht sehr detailliert auf Virginias Leben ein, was dafür sorgt, dass man die berühmte Schriftstellerin wirklich gut kennenlernt. So erfährt man, dass sie nicht nur fröhliche und schöne Momente hatte, sondern auch solche, die von Angst und Selbstzweifel gefüllt waren. Von den Letzteren gab es leider eine Menge, denn Woolf war depressiv, litt an einer bipolaren Störung und wurde missbraucht. Gleichzeitig war sie jemand, der seine Meinung durchsetzte und keine Anerkennung in Form von Preisen brauchte. Virginia Woolf war sowohl stark als auch sehr zerbrechlich.

Susanne Kuhlendahl belässt es nicht dabei, uns nur über Virginias Leben zu erzählen. Sie geht einen Schritt weiter, indem sie zeigt, welchen Einfluss Woolfs Leben auf ihre eigenen Werke hatte. Kuhlendahl macht dies, indem sie Auszüge aus Virginias Werken einfügt und sie so mit bestimmten Ereignissen verknüpft. Diejenigen, die sich mit Woolfs Arbeiten bereits auskennen, werden an solchen Stellen einige Aha-Momente erleben. Diejenigen, die noch nicht mit Woolfs Werken vertraut sind, werden vielleicht ab und zu etwas durcheinanderkommen, aber sie werden auch neugierig auf Woolfs Arbeiten gemacht. Zumindest war es bei mir der Fall.

Die Comic-Biografie »Virginia Woolf« ist eine Lektüre, für die man sich Zeit nehmen sollte. Zum einen liegt es daran, dass es einiges gedanklich zu verarbeiten gibt, da Woolfs Leben alles andere als einfach war. Zum anderen ist der Comic sowohl bild- als auch textlastig und die Art, wie das Ganze miteinander verwoben ist, kann an einigen Stellen etwas verwirren, besonders, wenn man Virginia Woolf und ihre Werke nicht kennt. Hinzu kommt, dass es keine Panels gibt. Die Autorin tut jedoch alles, um es der Leserschaft so übersichtlich zu machen, wie es geht. Sprechblasen und Zitate aus Woolfs Arbeiten werden in Großschrift dargestellt und der Erzähltext in Normalschrift. Außerdem gibt es im Vorsatz eine Übersicht aller Figuren, da Woolf eine große Familie und viele Bekannte hatte. Darüber hinaus gibt es am Ende des Comics eine Art Lebenslauf von Virginia.

Während Susanne Kuhlendahl urteilsfrei und beinahe sachlich erzählt, sind ihre Illustrationen voller Emotionen und Gefühle. Besonders ergreifend sind die Darstellungen von Schatten, die Virginia zu verschlingen drohen. Diese symbolisieren all das, was Virginia immer wieder zu schaffen machte und sie bis zum Lebensende verfolgte. Es sind Momente, in denen Virginias Zerbrechlichkeit besonders deutlich und eindringlich wird. Die mit Bleistift gezeichneten und mit Aquarellfarben kolorierten Illustrationen sind farbenfroh und hell, was dem Comic ein bisschen Leichtigkeit verleiht.

Fazit

»Virginia Woolf« von Susanne Kuhlendahl ist eine detailreiche und emotionale Comic-Biografie. Ich kann mir vorstellen, dass sie sowohl für Woolf-Kenner als auch -Nicht-Kenner interessant sein könnte. Der Comic hat mich nicht nur sehr berührt, sondern auch auf Woolfs Werke neugierig gemacht.

 

 

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