Virginia Woolf: »Wie sollte man ein Buch lesen?«

 

Das Kampa-Pocket »Wie sollte man ein Buch lesen?« enthält sowohl den gleichnamigen Essay als auch »Die Literatur ist für alle da« von Virginia Woolf. Das Vor- und Nachwort stammen von der kanadischen Schriftstellerin Sheila Heti, die eine Brücke zwischen Woolf und der heutigen Zeit schlägt. Ich wollte dieses Buch lesen, weil ich mich für Virginia Woolf interessiere und weil ich alles, was ich bisher von oder über sie gelesen habe, sehr spannend fand.

»Eine Schattenform« – Vorwort von Sheila Heti

In ihrem Vorwort schreibt Heti, dass das Buch zu den Lesenden als „Schattenform“ zurückkommt. Diesen Aspekt fand ich faszinierend, denn Heti gibt damit den Gedanken, die ich schon mal so ähnlich hatte, einen Namen. Heti erklärt verständlich, was sie mit der Form meint, wie sie entsteht und welchen Einfluss sie hat. Das Vorwort liefert einen gelungenen Einstieg in das Thema Lesen und bereitet auf die nachfolgenden Seiten von Virginia Woolf vor.

Die Form des Buches ist letztendlich eine Alchemie der Form, die die Autorin schuf, und der Form, die unser Leben hat, während wir es lesen.“ – Zitat (Seite 12)

 

»Wie sollte man ein Buch lesen?« von Virginia Woolf

Meiner Meinung nach ist diese Frage, die als Titel dient, genial, denn Woolf schreibt uns nicht vor, wie wir lesen sollen, sondern gibt Ratschläge und Empfehlungen, wie gelesen werden kann. Die wichtigste Lehre, die gezogen werden kann ist, dass man sich von niemandem sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben etwas aufzwingen sollte. Darüber hinaus sollte man beim Lesen offen sein und versuchen, sich in die Person, die das Buch geschrieben hat, hineinzuversetzen. Besonders aufregend fand ich dabei, dass man beim Lesen sowohl die Momente des Lebens der Person, die das Buch verfasst hat, als auch seine eigenen, erlebt. Diese Erkenntnis hat mir irgendwie die Augen geöffnet und mich zum Grübeln gebracht.

„[…] der einzige Rat, den ein Mensch einem anderen über das Lesen geben kann, [ist] der, auf jeden Rat zu verzichten und dem eigenen Instinkt zu folgen, den eigenen Verstand zu benutzen, zu eigenen Schlussfolgerungen zu kommen.“ – Zitat (Seite 23)

 

»Die Literatur ist für alle da« von Virginia Woolf

Genau wie der Titel davor ist auch dieser Titel extrem aussagekräftig. Wenn man dann den Abschnitt liest, merkt man, dass der Titel etwas kontrovers ist, denn Literatur sollte zwar für alle da sein, aber sie ist es nicht. Woolf bleibt zwar bei Frauen und Männern bzw. sie bezieht ihre Beispiele auf sie, aber man könnte diese Diskussion auch ausweiten. Diese Flexibilität verleiht dem Text große Bedeutung und macht ihn hochaktuell.

»Andere Leser*innen« – Nachwort von Sheila Heti

Das Nachwort von Sheila Hati bildet das Schlusslicht und sorgt für einen runden Abschluss dieses Kampa-Pockets. Hier geht es darum, wie wichtig das Feedback für Personen ist, die ein Buch verfassen. Dabei geht Heti auf drei „Gruppen“ ein: (1) Freunde, Familie, Bekannte – also Personen, die einem nahestehen; (2) Lesende, die das Buch tatsächlich lesen und (3) Kritiker. In diesem Abschnitt merkt man deutlich, dass Hetis Meinung viele Schnittpunkte mit der von Virginia Woolf hat.

Fazit

Ich bin absolut begeistert und empfehle »Wie sollte man ein Buch lesen?« einfach allen, die gern lesen. Das Buch hat trotz der 112 Seiten, eine sehr große Aussagekraft und regt zum Nachdenken an. Lesen, lesen, lesen!

 

 


Bibliografie
Titel: Wie sollte man ein Buch lesen?
Originaltitel: How Should One Read a Book?
Autorin: Virginia Woolf
Übersetzung: Antje Rávik Strubel
Verlag: Kampa
ISBN: 978-3-311-15045-9
Seiten: 112

 

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